Am 31. Oktober 2011 veröffentlicht von Desmond Kabus

Die Anreise über den Danziger Flughafen ermöglichte uns erstmals die Möglichkeit einen kleinen Zwischenstopp in Danzig einzulegen. Die Führung durch die restaurierte Altstadt Danzigs begann vor einem der ehemaligen Stadttore, dem Grünen Tor, welches an der Ostseite des Altstadtkerns zu finden ist. Dieses beeindruckte uns nicht nur durch den verhältnismäßig großen Bau, welcher ganze vier Bogendurchgänge besitzt, sondern auch durch den auffallenden Farbton grün, welcher wohl die Namensgebung maßgeblich mit beeinflusste. Die ausgeprägten Verzierungen des Tores lassen sich auf den Architekten Hans Kramer aus Dresden zurückführen, der das Grüne Tor ursprünglich als Stadtresidenz im 14. Jahrhundert für polnische Könige erbaute.

Das Krantor von DanzigEntlang des Hafenbeckens schlenderten wir nun an der einstigen Stadtmauer entlang. Wir ließen uns von den hohen und schmalen Bauten, die typisch für die Danziger Altstadt sind und den kleinen, gemütlichen Restaurants an der Promenade beeindrucken und fanden uns schließlich vor dem Krantor wieder. 1367 erbaut, und während des kommenden Jahrhunderts immer wieder umgestaltet, ist das Krantor ebenfalls ein Stadttor Danzigs. Jedoch befinden sich im Inneren noch zwei Trommeln, die durch Arbeiter in Gang gesetzt, Lasten bis zu vier Tonnen heben konnten und bestimmte Waren bis zu 27m hochheben konnte. Danzig war eine Stadt, die vom Handel geprägt wurde. Ein Krantor von solchen Ausmaßen war daher unerlässlich um die Güter von den Schiffen zu laden oder sogar Schiffsmasten aufzurichten. Kein Wunder also, dass das Krantor als Grundlage des Handels sich zum Wahrzeichen der Stadt Danzig entwickelt hat.

Die Frauengasse in DanzigDurch die Frauengasse, der nachgesagt wird sie sei eine der schönsten Straßen Danzigs, setzten wir unseren Rundgang in Richtung Marienkirche fort. Und wirklich sollte die Redensart Recht behalten. Reich geschmückte Bürgerhäuser von wohlhabenden Händlern ließen und im aufbereiteten Zustand die Schönheit des einstigen Stadtbildes Danzigs erahnen. Kennzeichnend ist nicht nur die individuelle Verzierung durch Ornamente und Darstellung von römischen Götterstaturen, sondern auch die für Danzig typischen Beischläge. Dies ist ein durch eine Treppe erhöhter terrassenähnlicher Vorbau an der Straßenseite der Gebäude, der nicht nur zur Dekoration des Eingangbereiches diente sondern insbesondere durch seine erhöhte Lage das Erdgeschoss des Hauses vor möglichen Überschwemmungen schützen sollte.

Die Frauengasse führte uns zu der seit 1945 katholischen Marienkirche. Die Fassade komplett aus Backsteinen gefertigt, ist sie eine der größten Backsteinkirchen der Welt. Der enorme Baukomplex wurde 1502, nach 159 Jahren Bauzeit, fertig gestellt und kann mit einer Länge von 105,5 Metern und einer Querschiffbreite von 66 Metern nahezu 25.000 Menschen fassen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt und die Glasfenster wurden vollständig zerstört. Dennoch hielten wir einige Minuten inne und ließen uns von der Atmosphäre der wieder aufgebauten Kirche berauschen. Diese Steine mussten schon so unglaublich viel gesehen haben.

Die Erschöpfung des Fluges und der anschließenden Stadtführung durch Danzig machten sich trotz jedem noch so großen Interesse schließlich doch bemerkbar. Kurzerhand bestellten wir uns auf dem Weg zu dem Dreh- und Angelpunkt der Altstadt Danzigs, dem Langen Markt, Pizza für die gesamte Gruppe. Durch den Gedanken ermutigt später eine kleine Stärkung zu bekommen, konnten wir uns auch wieder auf die ehemalige Hauptstraße Danzigs konzentrieren. Diese Prachtstraße war seit jeher die Wohngegend für wohlhabende Kaufleute und Leuten die selbst hohe Ämter bekleideten.

Die Langgasse in DanzigObwohl die Langgasse im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer beschädigt wurde, machte man sich die Mühe die alten Gebäudestrukturen zu rekonstruieren. Durch diese Arbeit können wir heute nachvollziehen wie die Könige auf dieser Straße ihre Paraden und Feste abhielten, die Individualität und Kunstfertigkeit der einzelnen Häuser lässt auf den Reichtum des Handels schließen, der in Danzig einst blühte.

Das Zentrum des Handels bildete der Lange Markt, der sich ebenfalls auf der Langgasse befindet. Hier wurden Waren zur Schau gestellt, begutachtet, getauscht. Bauten wie das Rechtstädtische Rathaus oder auch der Neptunbrunnen sind hier zu finden und bekunden die Bedeutsamkeit dieses Ortes. Auch das Grüne Tor schließt sich an die Langgasse an und bildet deren Abschluss in östlicher Richtung. Somit war unser Rundgang beendet.

Im Bus warteten wir, während wir die langersehnte Pizza aßen, die auch wiederum eine ganz eigene Erfahrung war, gespannt was uns in Kaliningrad erwarten würde. Danzig jedenfalls, hatte uns in der kurzen Zeit, die wir dort verbringen konnten, durch seinen altertümlichen Charme in seinen Bann gezogen.

Denise Bode


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