Am 1. November 2011 veröffentlicht von Desmond Kabus

Auf dem Weg zur Kurischen Nehrung machten wir auch an einem kleinen Badeort namens Rauschen halt. Heute trägt er den Namen Swetlogorsk, übersetzt „heller Berg“ oder „heller Ort“. Zu den ca. 11.000 Einwohnern kommen täglich mehr als zehntausend Besucher an den Strand, dazu ca. 70.000 Kurgäste jährlich.

Der Ort Rauschen geht auf die alte prußische Siedlung Rusemoter zurück, die 1258 erstmals urkundlich erwähnt wurde. „ruset“ bedeutet „langsam fließen“ und „moter“ so viel wie „sumpfiges Land“; „rausis“ bezeichnet eine „ausgewühlte Höhle“.

Das Warmbad von RauschenDie Teilnehmer der Studienfahrt rennen mit Schirmen durch Rauschen im RegenDiese alte Siedlung befand sich am späteren Südufer des Mühlenteiches. Der Deutsche Orden hatte den Katzbach angestaut und am Nordufer des so entstandenen Teiches eine Wassermühle errichtet. Damals war sie die größte des Samlandes; leider ist von ihr nichts mehr übrig geblieben. Lediglich eine 400 Jahre alte Linde steht noch dort. An dieser Stelle entstand Alt-Rauschen. Die ersten Badegäste kamen schon 1813 nach Rauschen; aber erst hundert Jahre später entstand ein richtiges Kurviertel, ein Naherholungsgebiet für Königsberger. Wahrzeichen des Ortes ist das Warmbad, ein eigenwilliger Jugenstilbau mit einem 30 Meter hohen angebauten Turm. Von der Aussichtsplattform hat man einen fantastischen Ausblick. Dieses Bad konnten wir auch bei unserem Ausflug betrachten. Doch leider suchte uns an jenem Tag der Regen so stark heim, dass innerhalb von Sekunden zentimeterhohe Pfützen entstanden.

Da war bei allen die Stimmung schlecht und keiner hatte mehr Lust, durch den Regen zu laufen. So erhielt dieses wunderbare Gebäude kaum Geltung. Nachdem wir uns unter ein paar Sonnenschirme geflüchtet hatten, beschlossen wir, wieder zum Bus zurückzugehen, ehe es noch mehr regnete. Dieser Tag in Rauschen verlief also sehr ungünstig. Aber weil Rauschen so schön an der Ostsee liegt und jeder nochmal bei Sonnenschein an die Ostseeküste wollte, beschlossen wir, nochmal nach Rauschen zu fahren und den am Dienstag versäumten Promenaden-Besuch somit nachzuholen. Tatsächlich schien an diesem Tag die Sonne und die Stimmung war auch dementsprechend. Teilnehmer der Studienfahrt liegen im SandDie SeilbahnEndlich fand sich Zeit, sich an den Strand auf die Promenade zu legen und die frische Ostsee zu genießen. Während die einen noch in der Sonne lagen, waren die anderen schon längst wieder auf Shopping-Tour. In Rauschen nämlich fand man sehr viele Stände, die Bernsteinartikel verkauften. So ging man von einem zum anderen Stand und entdeckte immer neue schöne Sachen. Eine „Attraktion“, die wir noch erlebten, war die Seilbahn, die die Leute vom Bahnhof zum Strand herunter beförderte. Jedoch brachte die Seilbahn keinen Zeitvorteil, da sie so langsam fuhr, dass man zu Fuß wahrscheinlich schneller gewesen wäre. Die Seilbahn wurde 1910 erstmals eingerichtet, die heutige Seilbahn ist aber nicht mehr die historische, sie wurde im Krieg zerstört. Nach diesem erholsamen und sonnigen Tag war der verregnete Dienstag längst vergessen.

So haben wir nun Rauschen in schöner Erinnerung.

Felix Rivinius


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